Tag 4 – 58.12-73.26km

Juhu, heute geht es nach Mount Laguna und das heißt DUSCHEN! Da ich den gesamten Tag über Baseballcap trage, kleben meine Haare und genug Staub ist mittlerweile auch drin. Somit motiviert mich die Dusche sehr und ich laufe schnell los. Werde aber langsamer, da es erneut so viele tolle Ausblicke gibt und ich plötzlich inmitten riesiger Tannen und ungelogen ananasgroßen Tannenzapfen stehe. Ich sauge die Luft ein und freue mich einfach nur! Der Weg macht richtig Spaß, es geht nicht allzu sehr auf und ab und ich komme mittags in der Stadt (60 Einwohner, eine Straße) an. Ich gönne mir am Campingplatz 8 Minuten duschen für 2€, die gar nicht rumzugehen scheinen und fühle mich wieder wie ein Mensch. Da ging bestimmt ein Kilo Dreck runter und ich bereue nicht, dass ich in komplett unbenutzte Klamotten steigen kann. Dieses Extragewicht schleppe ich doch gerne!

Danach mache ich mich auf ins Pine Cafe (komplett mit Rucksack etc, aber in Flipflops, was für amüsierte Blicke sorgt) und ordere das erste richtige Essen..es wird vegetarisches Chili und dazu endlich wieder Kaffee. Welchen ich mir dreimal nachfüllen lasse, wenn sie es schon anbieten 😉 Ich schaffe es auch, mein Buch zu beenden und kann es im Bücherschrank zurücklassen, yeah! Danach laufe ich noch drei Häuser weiter in den Laden, der so ziemlich alles hat und gönne mir erneut eine Mountain Dew und Tortillafladen, welche ich die nächsten Tage mit der Erdnussbutter in mich stopfen werde. In der Hikerbox werde ich wieder fündig, es gibt Kürbiskerne und Elektrolytelösung..einige andere unbeschriftete Beutelchen mit Pulver sehen sehr suspekt aus und ich scherze mit dem Besitzer, ob er hier wohl einiges an Drogen liegen hat und es keiner weiß 😉 worüber er sehr lachen muss und ich irgendwie wieder ohne zu bezahlen – ok, es wären nur 4€, aber trotzdem -aus dem Laden entlassen werde. Die Menschen hier sind einfach verdammt freundlich zu Wanderern, obwohl diese in Massen jedes Jahr über sie einfallen.

Zurück am Campingplatz treffe ich ein paar bekannte Gesichter, wir nutzen die Mittagshitze für gemütliche Gespräche und ich komme erst gegen 16.30h weg. Aber wenn man kein genaues Ziel hat, ist das Aufbrechen auch gar nicht so einfach. Besonders, da man nie weiß, wann man wieder jemanden trifft. Nick erzählte, dass er 2015 keine zehn Minuten alleine auf dem Trail war, was ich aber ehrlich gesagt nicht erstrebenswert finde, dann doch lieber diese Einsamkeit.

Ich laufe noch knapp 1,5 Stunden und dann beginnt ein Kampf. Denn es wird erneut kalt und dunkel und verdammt windig. Also so richtig, richtig windig, ich kämpfe und fluche, bis ich zwischen ein paar Pseudobüschen, die auch nichts helfen, irgendwie mein Zelt stehen habe. Ich sichere mit dicken Steinen jeden Hering, werfen alles ins Zelt, denke nicht mal ans Zähneputzen, sondern fliehe nur noch aus der Kälte. Die Nacht wird schlimm, es reißt so sehr an meinem Zelt, ich erwarte jede Sekunde, dass es einbricht oder einfach kaputtgeht, wie es bei anderen passiert ist, aber es hält. Was mich wirklich erstaunt. Doch diese Nacht war laut und sehr kalt, ich habe versucht, mit einem Podcast irgendwie einzuschlafen, aber wirklich erholsam war sie nicht. Den tollen Sonnenaufgang, welchen ich mir eigentlich ansehen wollte, ignoriere ich, da der Wind etwas nachgelassen hat und ich versuche, doch noch etwas Schlaf zu kriegen. Nee, so toll der Tag auch war, diese Nacht war nervlich anstrengend. Hier war gut, dass das eine Pärchen nicht allzu weit weg von mir zeltete, ich also im Notfall zumindest dort Hilfe hätte bekommen können.

Tag 3 – 33.12-58.12km

Lustig, mir fällt gerade beim Tippen auf, dass ich ja sowohl auf .12 gestartet wie auch geendet bin, Zufälle gibt‘s! Also im Hasenfeld war es recht turbulent die Nacht über, es schien sich aber niemand für meine Müsliriegel (eingepackt im Essenssack zu meinen Füßen liegend) zu interessieren. Seit ich in Kanada die Maus im Auto hatte und panisch wurde, habe ich noch immer bei jedem Geräusch die Angst, dass ein so gefährliches Nagetier in mein Zelt eindringen wollen würde. Was bisher nicht der Fall war. Es war neblig, nass und mein Zelt war ebenfalls voller Tau und somit machte das Einpacken mäßig Spaß. Aber was muss, das muss und durch das Wasser ging der Dreck wenigstens etwas von meinen Händen ab. Man wird hier so staubig, es sieht aus, als wäre man wunderbar sonnengebräunt, aber nee, das ist nur Dreck!

Die erste Stunde lief ich alleine durch recht ebene Steinlandschaft, wo viele Hasen herumrannten und ich auch ein paar Rehe traf. Dann begegnete ich einer lieben Tageswandererin und wir liefen knapp eine Stunde zusammen, überquerten den ersten „Fluss“, welcher bestimmt 30cm breit war und machten dann an einem Campingplatz Pause, wo ich mich erneut mit Wasser eindeckte. Denn auf dieses würde ich die nächsten Stunden verzichten müssen, wenn ich nicht einen weiteren Fluß nutzen und Filtern wollen würde.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, überquerte ich einen Highway, wo sooooo viele Autos parkten. Ich erfuhr, dass auf meinem nächsten Wegesabschnitt gerade ein 80-Kilometerrennen stattfand, an welchem um die 150 Menschen teilnahmen. Die meisten traf ich in den folgenden sieben Stunden in den unterschiedlichsten körperlichen Zuständen und ach, bei der Hitze war das nur verrückt, aber dazu später mehr. Ich lief also mal wieder ein paar Berge hoch und runter, es wurde wieder wüstiger und dann sah ich den nächsten Creek. Wo ich geplant hatte, meine Füße für einige Zeit reinzuhängen. Also mit meinem schweren, etwas locker sitzenden Rucksack diesen Abhang herunter und erneut ein Lobgesang auf die Stöcke! Ohne wäre ich da wohl eher runtergepurzelt.

Unten waren schon Nick und Luna und machten mir das schattige Plätzchen madig, da sie dort gerade eine Klapperschlange getroffen hatten. Somit setzte ich mich möglichst weit weg in die pralle Sonne, nutze aber meinen Regenschirm und machte mich daran, mein Buch zu lesen. Diese 300g wolle ich unbedingt im nächsten Ort zurücklassen! Wie ich da so sitze, schwimmt doch tatsächlich eine schwarze Schlange an mir vorbei?! Ich war kurz verdutzt, da sie mich aber ignorierte und weiterschwamm, tat ich das einfac auch und genoss das kühle Nass. Wobei, darf ich anmerken, dass meinen Füße danach IMMER NOCH schmutzig waren!

Der Aufstieg war dann wiederum so schweißtreibend und schwankend, dass jede Erholung hinweg war und ich mich sehr freute, als mir ein vorbeilaufender Mann Trail Magic ankündigte. Das heißt, dass irgendwo liebe Menschen etwas für die Wanderer bereithalten, sei es ein kühles Getränk oder frisches Obst etc. Aber ich war wohl zu lahm, ich konnte keine Trail Magic finden. Nur den ein oder anderen Läufer, der mir mal entgegen rannte und mal mehr wankte. Ich lief knapp eine Stunde, aber es war noch zu heiß und so legte ich mich in den Schatten einiger Eichen. Jupp, genau, es gab plötzlich wieder Bäume und ach, man weiß gar nicht, was einem alles fehlt, aber der Geruch von Wald ist für mich einfach etwas tolles. Da ich motiviert und absolut alleine war, machte ich bisschen Yoga und dehnte mich, denn ich erwartete noch immer, dass jede Sekunde der Höllenmuskelkater einsetzen würde. Denn so gerne ich auc sportlich wäre, mein Körper ist es nunmal nicht.

Irgendwann raffte ich mich dann doch auf, ich wollte den nächsten langen Anstieg noch an diesem Tag hoch und ich laufe sehr gerne ab 17.00h, da es kühler ist und das Licht einfach nur wunderschön. Ich war keine halbe Stunde unterwegs, da wird einer der Läufer vor mir ohnmächtig und es eilen ihm zwar direkt andere zu Hilfe, aber keiner ist in der Lage, wieder hochzulaufen, um den Notarzt zu verständigen. Was ich dann in viel zu schnell erledige und mich oben selbst erst einmal setzen muss. Aber immerhin kriege ich ein wenig Wasser vom Versorgungspunkt. Nach einer Atempause laufe ich noch eine weitere Stunde bergauf, es bieten sich schon tolle Zeltplätze an, aber ich will bis zur großen Eiche, wo genug Plat für acht Zelte ist. Am Ende stehe ich auch dort wieder mutterseelenallein, aber mittlerweile bin ich es ja gewöhnt.

Mein Zelt baue ich erst über Ameisen (die sind hier echt überall) auf, merke das aber zum Glück schnell und schnappe mir stattdessen leider eine etwas unebene Stelle, wodurch ich die ganze Nacht durch die Gegend Rutsche. Es könnte aber gerne mal wer einen Schlafsack mit anti-Rutschbeschichtung erfinden, das fänden bestimmt viele Leute praktisch. Wie schon die letzten Tage liege ich wider um 20.00h im Zelt und es wird gut kühl, sodass ich irgendwann noch die Handschuhe rauskrame. Der Tag war anstrengend, da es viel bergauf ging, aber die Aussichten waren es wieder wert!

Tag 2 – 13.25-33.12km

Früh war ich zwar schon wach, aber irgendwie ist Zelt abbauen und allen Kram wieder in den Rucksack kriegen, sehr zeitintensiv. Wobei ich nicht einmal Frühstück machen, also Kaffee koche etc, sondern mir nur Wasser mit Magnesium sowie einen Müsliriegel (wie gut sind bitte Luna Bars!) einverleibe. Aber es hat mich stattliche 1,5 Stunden gekostet, bis ich abmarschbereit war. Ich hatte erwartet, dass mich eines der Paare bestimmt schon überholen würde, aber nein, es war keine Menschenseele zu sehen. Somit marschierte ich – erstaunlich fit trotz vielem Aufwachen und keinerlei Schmerzen – los, denn ich hatte heute das Ziel, bis nach Lake Morena zu kommen. Dort gab es einen kleinen Laden, einen Campingplatz (mit hoffentlich ein paar Menschen) und Internet..ich wollte doch zumindest Mama Bescheid geben, dass ich noch lebe. Da das fast 20 Kilometer waren, wollte ich also halbwegs zügig laufen.

Was ich wohl so zwei Stunden tat, bis ich mich hinsetzen, die Schuhe ausziehen (die Füße schwellen bei der Hitze gut an, da muss man immer mal abkühlen zwischendrin) und einen weiteren Proteinriegel verschlingen musste. Wobei ich auc so ständig anhalten und Bilder machen musste, denn die Landschaft ist so schön (ich hoffe, dass ich bald vernünftiges Internet habe, um sie hier hochzuladen) und es stimmt, dass hinter jeder Wegbiegung eine neue Aussicht wartet, die einen erstaunen lässt. Es ging recht hügelig zu, sehr sandig, blühende Kakteen und Warnschilder, dass die Natur hier tödlich sein kann. Da es ziemlich schnell heiß wurde und ich nicht in der Mittagshite von Hauser‘s Creek aus die restlichen 7km nach Lake Morena hinauf und wieder hinabsteigen wollte, entschied ich mich, dort länger Rast zu machen. Hier traf ich zunächst Nick mit seiner zuckersüßen Huskeyhündin Luna, welche ich die nächsten Tage immer wieder treffen sollte und dann Mark, der mit Mitte 60 auch den PCT läuft. Allerdings seeeehr gemütlich, aber wir haben uns fast zwei Stunden unterhalten und herzensgut wie er ist, bekam ich sogar einen Kaffee. Welcher mir erstaunlich viel Energie gegeben hat. Dann kam schließlich doch noch das eine Pärchen vorbei, die beiden schleppten sich aber an ihren riesigen Rucksäcken halbtot und wollten uns sehr gerne von Ihrem Nuss-Sack abgeben. Nee, den hätte ich auch nicht tragen können, da waren meine paar Müsliriegel und das Brot zum Glück um einiges leichter. Wir unterhielten uns alle nett im Schatten und dann raffte ich mich auf und schwitze mir ganz schön einen ab, bis ich oben war.

Ich weiß auch nicht, aber ich dachte, dass es das wäre, aber nein, es ging länger durch einen Kakteenhain, wo plötzlich ein Grenzbeamter raussprang und mich maßlos erschreckte..und mich dann auf spanisch fragte, ob ich englisch sprechen würde, worauf ich dann auf spanisch antwortete, dass mein Deutsch besser wäre..hat sich das tägliche Üben doch bezahlt. Danach wollte er nichts von mir sehen und wünschte mir einen guten Hike. Welchen ich ins Tal stolpernd antrat, denn so langsam hatte ich Durst. Zunächst sah ich dann erst den See und dann die Stadt, manövrierte mich direkt zum Kühlregal, schnappte mir eine Mountain Dew und setzte mich in den Schatten. Wir hätten da schon so 17.00h, enorm schnell war ich also nicht.

Hier gab es auch meine erste Hikerbox, also eine Kiste, wo andere Wanderer Sachen hineinwerfen, die sie nicht mehr brauchen. Ich schnappte mir als Abendessen also ungeöffnete Chips, die ich recht animalisch verschlang und dann fand ich noch Reese Peanutbutter und einen Tripod, worüber ich mich sehr sehr freute! Dann trudelten nach und nach andere Wanderer ein, welche alle auf dem Campingplatz zelteten und man tauschte sich aus. Was viel Spaß machte, nur wurde es schon wieder 19.00h und ich hatte weder Zeltplatz noch sonst etwas. Somit machte ich mich – nachdem ich meine sechs Liter Wasser auffüllte – raus aus Lake Morena und zeltete vielleicht einen Kilometer entfernt in einem Feld, wo enorm viele Hasen meinen Nachbarn waren.

Es fühlte sich komisch an, den Lärm in der Nähe zu hören, aber doch alleine zu zelten und ich muss gestehen, dass ich schon hier die Einsamkeit der letzten Nacht bevorzugte. Heute war es weniger windig, aber feuchter, wodurch ich besser schlief, aber dann beim Aufwachen ein nasses Zelt zum Einpacken hatte 😉

Ich schaute noch ein wenig in den Apps, was mich am nächsten Tag erwartete und schlief dann erneut schon vor 21.00h ein. Das viele Laufen, die Hitze und die ungewohnte Situation, welche ich jedoch jeden Tag mehr zu lieben lerne, sind echt anstrengend für den Körper, das merke ich abends. Wenn ich laufe, ist es hingegen sehr meditativ, da ich noch keine Musik oder Podcasts höre, sondern einfach meinen Gedanken schweifen lasse und dann irgendwann nicht mehr denke, was mal sehr angenehm ist. Also geistig ist das bisher der reinste Erholungsurlaub!

PS: Noch roch ich erstaunlich gut, wie auch gleich andere Wanderer bemerkten, ich sage euch, geht doch nichts über Feuchtigkeitstücher und Deo 😉

Tag 1 – Campo bis 13.25km

Was habe ich gut bei Ian, meinem Couchsurfer in San Diego geschlafen, nachdem wir einen tollen Abend mit Tacos, Meer und spannenden Gesprächen hatten. Eigentlich wollte ich mit Dwight, einem Freiwilligen, zum Startpunkt an der mexikanischen Grenze fahren, aber es kommt eben doch oft anders wie geplant. Denn leider konnte er dann doch nicht und somit musste ich Bahn und Bus fahren. Was kein Problem war, da ich direkt vor Ian‘s Tür in die Bahn fiel, es brachte nur mein Zeitmanagement (was ich eh nur gering habe) durcheinander. Statt morgens um sieben zu starten, verbrachte ich den Vormittag noch mit Frühstücken und Rumlaufen (Hauptsache schonmal 7km gelaufen, bevor es losgeht)in San Diego, fand nach Ewigkeiten auch noch die Post und machte mich dann um halb 11 auf den dreistündigen Weg.

Allein die Anreise war schon abenteuerlich, es fahren eben recht merkwürdige Leute in den USA mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und wer nicht unter irgendeinem Einfluss stand, warnte mich davor, dass ich ausgeraubt werden würde..wegen mir, hätte man mir die ein oder andere Zahnpasta gerne klauen dürfen 😉 Im Bus dann traf ich zunächst einen älteren Steampunk, der mich gleich in sein Dorf mitten in der Wüste einlud, sollte ich keine Lust mehr haben zu laufen und dann Jeremy, der ebenfalls startete. Außer ihm war aber kein Mensch mit PCT als Ziel im Bus und so würden wir allein am Ende rausgelassen.

Ah ja, die Busstation ist natürlich schöne 2,5km von der Grenze weg, was ich erfolgreich verdrängt hatte. Und geht in der Knallehitze direkt mal nur bergauf, wo sonst will man auch einen Grenzzaun errichten. Somit lief ich erstmal in den einzigen Laden an der Straße und holte mir noch einen zusätzlichen Liter Wasser. Sowohl der Besitzer als auch der einzige Kunde waren übrigens ursprünglich aus Deutschland, somit lief ich ohne zu bezahlen mit meiner Flasche raus. Fängt doch schon nett an, nun also den Berg hoch!

Da ich bisher noch nie mit Stöcken gelaufen bin, nutzte ich diese ersten Kilometer mal als Übung, um herauszufinden, wie hoch diese denn sein sollten. Bisher laufe ich mit 110cm und komme gut zurecht, aber was habe ich das die ersten Tage in den Handgelenken gemerkt! Die anderen Wanderer mussten immer lachen, wenn alle von Ihren Bein- oder Rückenschmerzen anfingen und ich nur meine Handgelenke anbringen konnte. Aber hey, das ist definitiv das kleinere Übel. Die Strecke von Campo Stadt bis zur Grenze ist echt nicht schön, teils läuft man auf der Staße, teils schon verkehrt herum auf dem PCT, was ich erst merkte, als ich falsch herum am Mile 1 Schild vorbeikam. Dann ist man endlich oben, der Wind weht, man sieht den Wellblechzaun, meist ein paar Grenzbeamte in Jeeps und eben das Monument. Gut, dass Jeremy kurz nach mir kam, so habe ich ein schönes Bild gekriegt.

Und dann war es in etwa 14 Uhr brütend heiß und ich bereit. Wo ich so genau hin wollte, ich hatte keinen Plan. Ich laufe zwar mit der Hilfe von Guthook und Halfmile (also den GPS-Apps), aber die dort eingetragenen Zeltplätze sind meist schon belegt und somit suche ich mir einfach so ein Plätzchen. Zunächst ging es also wieder nach Campo, dann über den Highway und endlich etwas mehr in die Natur. Es geht auch schon hier – fand ich zumindest vor einer Woche noch – ganz schön hoch und runter. Nach 3 Meilen überquert man Bahnschienen und dann endlich lieg nur noch Natur vor einem. Sand, Kakteen und viele dornige Büsche, die ich natürlich alle mitnehmen musste, meine Knöchel sehen aus, als hätte ich eine Katze seeeehr wütend gemacht. Ich stiefelte also einfach so dahin, genoss die Natur, setzte mich auf Steine, wenn der knapp 16-Kilo-Rucksack zu schwer würde und versuchte, nicht zu viel zu trinken. Überall flitzten Eidechsen durch die Gegend und Krähen begleiteten mich – nur von Menschen fehlte jede Spur. Der Weg ist bisher aber super beschildert und so kann man sich gar nicht verlaufen.

Ganz ehrlich, die Zeit verging ziemlich schnell, ich kam nicht enorm schnell vorwärts, aber das war auch nicht das Ziel. Nur wollte ich vor Sonnenuntergang (19.30h) mein Zelt irgendwo stehen haben, denn im Dunkeln hatte ich das bisher auch noch nicht aufgebaut. Und nun beginnt das Dilemma, welches mich bis Tag 5 begleiten wird, nämlich einen Zeltplatz zu finden. Diese sind nie da, wenn man sie sucht und der Weg oftmals so eng, dass man auch nicht für alle sichtbar direkt am Rand Zelten könnte. Es wurde also langsam aber sicher dunkel, kühl und windig, aber ich traf plötzlich Menschen. Genaugenommen zwei sehr nette Paare, nur hatten diese auch die einzigen Zeltplätze in der Umgebung. Somit redete ich nur kurz mit Ihnen und hetzte ein wenig panisch weiter den Berg hoch. Oben war durch einen Waldbrand alles voller Asche, aber ich fand nicht allzu weit vom Trail einen halbwegs ebenen Platz und baute mein Zelt auf. Was durch die verbrannte Erde und Asche verdammt schmutzig wurde, aber das war mir dann einfach nur noch egal. Es klappte erstaunlich gut trotz Wind, danach putze ich noch Zähne etc. und lag um 20.00h fix und alle im Zelt.

In welchem das blanke Chaos herrschte, da noch nichts seinen Platz hatte und ich meinen Rucksack komplett mit hinein warf. Ich habe das Fly Creek UL1 von Big Agnes und da passen genau ich und der Rucksack rein 😉 Jetzt sollte ja der leichte Teil kommen, das erschöpft einschlafen. Aber Jetlag und die „Angst“ vor der Dunkelheit und der Tatsache, dass ich hier vollkommen ausgeliefert liege, haben mich dann doch erst noch etwas wach gehalten. Aber dann redete ich mir ein, dass man dem Zelt ja nicht ansieht, wer drinnen liegt und ich notfalls mit meinem extraleichten Wanderschirm zuschlagen kann..zog mir die Schlafsackkapuze über den Kopf und nach dem Motto, wenn ich euch nicht sehe, seht ihr mich auch nicht schlief ich ein. Und wachte bei gefühlt jedem Geräusch auf und das waren dank Wind viele. Aber ich habe überlebt und der Sonnenaufgang am nächsten Morgen, welchen ich mit Talblick hatte, war wunderschön und nein, diesen Tag werde ich bestimmt nicht vergessen. Immer dahingehen, wo die Angst sitzt und dann darüber hinaus!