Früh war ich zwar schon wach, aber irgendwie ist Zelt abbauen und allen Kram wieder in den Rucksack kriegen, sehr zeitintensiv. Wobei ich nicht einmal Frühstück machen, also Kaffee koche etc, sondern mir nur Wasser mit Magnesium sowie einen Müsliriegel (wie gut sind bitte Luna Bars!) einverleibe. Aber es hat mich stattliche 1,5 Stunden gekostet, bis ich abmarschbereit war. Ich hatte erwartet, dass mich eines der Paare bestimmt schon überholen würde, aber nein, es war keine Menschenseele zu sehen. Somit marschierte ich – erstaunlich fit trotz vielem Aufwachen und keinerlei Schmerzen – los, denn ich hatte heute das Ziel, bis nach Lake Morena zu kommen. Dort gab es einen kleinen Laden, einen Campingplatz (mit hoffentlich ein paar Menschen) und Internet..ich wollte doch zumindest Mama Bescheid geben, dass ich noch lebe. Da das fast 20 Kilometer waren, wollte ich also halbwegs zügig laufen.
Was ich wohl so zwei Stunden tat, bis ich mich hinsetzen, die Schuhe ausziehen (die Füße schwellen bei der Hitze gut an, da muss man immer mal abkühlen zwischendrin) und einen weiteren Proteinriegel verschlingen musste. Wobei ich auc so ständig anhalten und Bilder machen musste, denn die Landschaft ist so schön (ich hoffe, dass ich bald vernünftiges Internet habe, um sie hier hochzuladen) und es stimmt, dass hinter jeder Wegbiegung eine neue Aussicht wartet, die einen erstaunen lässt. Es ging recht hügelig zu, sehr sandig, blühende Kakteen und Warnschilder, dass die Natur hier tödlich sein kann. Da es ziemlich schnell heiß wurde und ich nicht in der Mittagshite von Hauser‘s Creek aus die restlichen 7km nach Lake Morena hinauf und wieder hinabsteigen wollte, entschied ich mich, dort länger Rast zu machen. Hier traf ich zunächst Nick mit seiner zuckersüßen Huskeyhündin Luna, welche ich die nächsten Tage immer wieder treffen sollte und dann Mark, der mit Mitte 60 auch den PCT läuft. Allerdings seeeehr gemütlich, aber wir haben uns fast zwei Stunden unterhalten und herzensgut wie er ist, bekam ich sogar einen Kaffee. Welcher mir erstaunlich viel Energie gegeben hat. Dann kam schließlich doch noch das eine Pärchen vorbei, die beiden schleppten sich aber an ihren riesigen Rucksäcken halbtot und wollten uns sehr gerne von Ihrem Nuss-Sack abgeben. Nee, den hätte ich auch nicht tragen können, da waren meine paar Müsliriegel und das Brot zum Glück um einiges leichter. Wir unterhielten uns alle nett im Schatten und dann raffte ich mich auf und schwitze mir ganz schön einen ab, bis ich oben war.
Ich weiß auch nicht, aber ich dachte, dass es das wäre, aber nein, es ging länger durch einen Kakteenhain, wo plötzlich ein Grenzbeamter raussprang und mich maßlos erschreckte..und mich dann auf spanisch fragte, ob ich englisch sprechen würde, worauf ich dann auf spanisch antwortete, dass mein Deutsch besser wäre..hat sich das tägliche Üben doch bezahlt. Danach wollte er nichts von mir sehen und wünschte mir einen guten Hike. Welchen ich ins Tal stolpernd antrat, denn so langsam hatte ich Durst. Zunächst sah ich dann erst den See und dann die Stadt, manövrierte mich direkt zum Kühlregal, schnappte mir eine Mountain Dew und setzte mich in den Schatten. Wir hätten da schon so 17.00h, enorm schnell war ich also nicht.
Hier gab es auch meine erste Hikerbox, also eine Kiste, wo andere Wanderer Sachen hineinwerfen, die sie nicht mehr brauchen. Ich schnappte mir als Abendessen also ungeöffnete Chips, die ich recht animalisch verschlang und dann fand ich noch Reese Peanutbutter und einen Tripod, worüber ich mich sehr sehr freute! Dann trudelten nach und nach andere Wanderer ein, welche alle auf dem Campingplatz zelteten und man tauschte sich aus. Was viel Spaß machte, nur wurde es schon wieder 19.00h und ich hatte weder Zeltplatz noch sonst etwas. Somit machte ich mich – nachdem ich meine sechs Liter Wasser auffüllte – raus aus Lake Morena und zeltete vielleicht einen Kilometer entfernt in einem Feld, wo enorm viele Hasen meinen Nachbarn waren.
Es fühlte sich komisch an, den Lärm in der Nähe zu hören, aber doch alleine zu zelten und ich muss gestehen, dass ich schon hier die Einsamkeit der letzten Nacht bevorzugte. Heute war es weniger windig, aber feuchter, wodurch ich besser schlief, aber dann beim Aufwachen ein nasses Zelt zum Einpacken hatte 😉
Ich schaute noch ein wenig in den Apps, was mich am nächsten Tag erwartete und schlief dann erneut schon vor 21.00h ein. Das viele Laufen, die Hitze und die ungewohnte Situation, welche ich jedoch jeden Tag mehr zu lieben lerne, sind echt anstrengend für den Körper, das merke ich abends. Wenn ich laufe, ist es hingegen sehr meditativ, da ich noch keine Musik oder Podcasts höre, sondern einfach meinen Gedanken schweifen lasse und dann irgendwann nicht mehr denke, was mal sehr angenehm ist. Also geistig ist das bisher der reinste Erholungsurlaub!
PS: Noch roch ich erstaunlich gut, wie auch gleich andere Wanderer bemerkten, ich sage euch, geht doch nichts über Feuchtigkeitstücher und Deo 😉